Ein Schelm, der etwas wagte
Günter Feist, Kunsthistoriker, zur Ausstellungseröffnung Roger Loewig – Sieghard Pohl / GEGEN DEN STROM
Geboren wurde Sieghard Pohl in Breslau, gestorben ist er in Berlin, aber seine Kunst wurzelte in Leipzig. Man hat ihn den »Verlorenen Sohn der Leipziger Schule« genannt, doch eigentlich war er einer ihrer Protagonisten. Akribie im Zeichnerischen, Nähe zur Literatur und zur Historie, einen allegorisch oder metaphorisch gebrochenen Realismus trifft man schon beim jungen Pohl an, was die ausgestellten Federzeichnungen zur altgriechischen Mythologie belegen. Das Blatt »Die Helden sind unter sich«, in dessen Furioso auch gestalterisch gleichsam die Fetzen fliegen, wirkt wie eine Illustration zur Sicht der homerischen Heroen als mörderische Raufbolde, wie sie in Christa Wolfs Erzählung »Kassandra« zu finden ist. Allerdings ist das Pohlsche Blatt erheblich früher entstanden, nämlich schon 1964 und – in einem Gefängnis! Weiterlesen